Machttheorie

Bei der Machttheorie geht es darum, herauszufinden, auf welche Weise man bei jeder Technik die maximale Kraft erreichen kann. Um das Maximum der Kraft erreichen zu können, muss man fünf Punkte beachten: Rückschlagwirkung (Reaktionskraft), Konzentration, Gleichgewicht, Kontrolle des Atems, Geschwindigkeit und Körpermasse.

Rückschlagwirkung
Gemäss dem Gesetz von Newton existiert für jede Kraft eine gleichgrosse, in die entgegen gesetzte Richtung zeigende Gegenkraft (Actio = Reactio). Bei einem Faustschlag erfährt die Hand die gleiche Kraft wie das treffende Ziel. Diese Kraft kann verloren gehen, wenn die Härte der Faust gering ist. Das kann der Fall sein, wenn die Gelenke eine falsche Winkelstellung aufweisen. Die Kraft wird nicht hundertprozentig ausgenützt, sondern in Verformungsenergie des ausführenden Körperteils umgewandelt. Damit also die Energie der Schlagmasse fast vollständig auf den getroffenen Körper übertragen wird, muss eine maximale Festigkeit dieser Schlagmasse vorhanden sein.


Konzentration
Mit Konzentration sind zwei verschiedene Punkte gemeint:

1. Die Konzentration aller Muskeln, die bei der Ausführung einer Bewegung beteiligt sind. Konzentration bedeutet, dass man zuerst die grösseren und stärkeren Muskeln des Körpers bewegt, wie die Muskeln der Hüfte und die des Unterleibs. Für sie muss mehr Zeit aufgewendet werden. Danach kommen die restlichen Muskeln.
2. Die Konzentration der einschlagenden Kraft auf den kleinsten Punkt. Beispiele: Hauptknöchelchen bei Faustschlag, Fingerspitzen, Fussballen. Das Ziel ist eine möglichst effektive Ausnützung der Kraft.

Gleichgewicht
Beim Gleichgewicht unterscheidet man auch zwei Punkte:

1. Dynamisches Gleichgewicht: Es ist das Gleichgewicht zum Zeitpunkt der Bewegung. In diesem Moment muss der Körper im Gleichgewicht bleiben und nicht an Stabilität verlieren.
2. Statisches Gleichgewicht: Das ist das Gleichgewicht, dass man nach jeder Bewegung haben muss.

Die maximale Kraft kann nur produziert werden, wenn beide Gleichgewichte beibehalten werden.

Kontrolle des Atems
Richtiges Atmen verhindert, dass man zu schnell müde wird. Es gibt einer Technik mehr Kraftund es hilft dem Körper, einen Schlag besser auszuhalten. Zu beachten ist, dass man während der Ausführung einer Bewegung schnell ausatmen muss. Zu diesem Zeitpunkt ist der Körper gespannt und somit gut geschützt. Eine Technik wird auch mit ausatmen beendet. Das darauf folgende langsame Einatmen ist die Vorbereitung für die nächste Bewegung. Ein Atemzug dient für eine Bewegung.

Geschwindigkeit und Körpermasse
Mathematisch gesehen bekommt man das Maximum der kinetischen Energie (Bewegungsenergie) durch maximale Körpermasse und durch maximale Geschwindigkeit.

Warum aber die maximale Geschwindigkeit der wichtigste Punkt für eine möglichst hohe Energie ist, wird in diesem Kapitel noch erklärt.
Ein Weg für die Erhöhung der Körpermasse ist die Drehung der Hüfte. Durch die Drehung erhält der Körper mehr Drehmoment, denn sie verläuft in der gleichen Richtung wie die jeweilige Technik. Eine weitere Möglichkeit ist die Auf– Und– Ab– Bewegung beim Gehen. Hier versucht man aus der potentiellen Energie (Lageenergie, der Schwerpunkt des Körpers ist angehoben) zusätzliche kinetische Energie heraus zu kitzeln. So ist die Sinuswellenbewegung in TKD unentbehrlich.
Die Formel für die kinetische Energie (EKIN) lautet:
EKIN = ½ m v2
(m = Körpermasse, v = Geschwindigkeit)
Die Wichtigkeit der Geschwindigkeit wird mit dieser Formel erklärt. V ist im Gegensatz zur Masse eine quadratische Grösse. In anderen Worten ergibt die Verdopplung der Masse eine Verdopplung der kinetischen Energie, wobei eine zweifache Geschwindigkeit eine Vervierfachung von E verursacht.
Die Techniken in Taekwon – Do sind auf den Gesetzen der Naturwissenschaft aufgebaut. Mit diesen Gesetzen versucht man ein Maximum an Energie und somit ein Maximum an Kraft zu erreichen. Man kann also schon sagen, dass TKD eine moderne Kampfsportkunst ist, zumal sie erst vor einem halben Jahrhundert gegründet worden ist.